Auch mit Blick auf den Fachkräftemangel ist es essenziell, in Stellenanzeigen alle Menschen anzusprechen – von den gesetzlichen Anforderungen ganz zu schweigen. Wie Sie Stellenanzeigen geschlechtsneutral formulieren, erfahren Sie in diesen Beitrag. Wie immer mit Tipps und Beispielen.
Inhalt
Die gesetzliche Grundlage ist das AGG
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist dafür da, die Gleichbehandlung aller Personen im gesamten Komplex der Beschäftigung zu gewährleisten. Das ist ein weites Feld, deshalb fokussieren wir uns in diesem Beitrag auf das geschlechtsneutrale Formulieren von Stellenanzeigen.
Wer beim Formulieren von Stellenanzeigen das AGG nicht beachtet, riskiert Ärger. Das können Beschwerden, das können rechtliche Schritte sein. So oder so: Sie beschädigen dadurch das Image Ihres Unternehmens. Unser Rat: Stellenanzeigen gleich geschlechtsneutral zu formulieren.
Binäre Paarformen sind so 2016
Bis 2017 genügte es den gesetzlichen Ansprüchen, Paarformen oder den Zusatz (m/w) zu nutzen: Sie konnten also ohne Probleme eine Mitarbeiterin / einen Mitarbeiter oder einen Mitarbeiter (m/w) suchen.
Dann wurde durch die Änderungen des Personenstandsrechts eine neue Rechtslage geschaffen. Seit 2017 ist es möglich, sich zwischen männlich, weiblich und divers als Geschlechtsidentität zu entscheiden.
Um alle Menschen (sowohl binäre als auch nicht binäre) in Stellenanzeigen gleichermaßen anzusprechen, ist nun also etwas mehr Kreativität gefragt. Wir zeigen Ihnen Beispiele, wie Sie Stellenanzeigen geschlechtsneutral formulieren können.
Übrigens zeigt eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2018, dass nach der Einführung des AGG im Jahr 2006 antidiskriminierende Stellenanzeigen stark zurückgingen. Diese Studie hat nicht das Verhalten von nicht-binären Personen untersucht. Deshalb greifen wir hier auf Ergebnisse zurück, wie Frauen auf die Stellenzeigen reagierten.
Mann nimmt anders wahr als Frau
Ein weiteres Ergebnis aus der Studie: Während Männer sich von nahezu allen Formulierungen in Stellenanzeigen angesprochen fühlen, nehmen Frauen Formulierungen differenzierter wahr.
Bei Formulierungen im generischen Maskulinum fühlen sich Frauen weniger angesprochen, auch wenn der Zusatz (m/w) oder wie hier (d/m/w) dahintersteht. Im Gedächtnis bleibt die männliche Form.
Zudem zeigt sich, dass die Wortwahl in Stellenanzeigen direkten Einfluss darauf hat, wer sich überhaupt angesprochen fühlt. Werden Formulierungen verwendet, die tendenziell eher männlich wahrgenommen werden, fühlen sich Frauen weniger angesprochen. Weil wir nicht möchten, dass Stereotype weitergetragen werden, nennen wir hier beispielhaft das Adjektiv „dominant“. Es wird tendenziell „männlich wahrgenommen“ und spricht Frauen tendenziell weniger an.
Für Sie als Arbeitgeber bedeutet das: Sie genügen zwar den gesetzlichen Ansprüchen, wenn Sie das generische Maskulinum mit dem Zusatz (m/w/d) nutzen, gleichzeitig verschenken Sie Potenzial auf dem angespannten Fachkräftemarkt. Einfach, weil Sie so formulieren, dass sich nicht alle Menschen angesprochen fühlen.
So geht Stellenanzeige heute
Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie Stellenanzeigen wirklich geschlechtergerecht formulieren. Auch dafür haben wir für Sie ein Beispiel bereit.
In der Anzeige wird neutral formuliert, welche Stelle zu besetzen ist: die der Betriebsleitung. Um ganz klar zu sein, hat das Unternehmen den Zusatz gn für geschlechtsneutral hinzugefügt. Dies wäre nicht nötig gewesen, weil der Begriff Leitung an sich bereits neutral ist.
Mit Stellenanzeigen, die geschlechtsneutral formuliert sind, positionieren Sie sich als Unternehmen:
- Sie zeigen, dass Sie ein Umfeld fördern, in dem sich alle Menschen willkommen fühlen.
- Sie präsentieren sich als achtsamer Arbeitgeber, der sich um das Wohl aller kümmert.
- Sie machen auf dem ohnehin angespannten Fachkräftemarkt möglicherweise die entscheidenden Punkte für Ihr Unternehmen gut.
- Nicht zuletzt genügen Sie den gesetzlichen Anforderungen.
Weitere Tipps, um Stellenanzeigen geschlechtsneutral zu formulieren
Wie oben ausgeführt, sollte nicht nur der Titel der Anzeige geschlechtsneutral, sondern auch der Text in der Stellenanzeige neutral formuliert sein. Auch dafür geben wir Ihnen einige Tipps:
- Achten Sie darauf, dass Sie auch im Text neutral formulieren. Wenn Sie im Titel eine Betriebsleitung suchen, sollten Sie das auch in der Stellenanzeige formulieren (und nicht hier etwa „Betriebsleiter m/w/d“ schreiben).
- Falls es nicht möglich ist, neutral zu formulieren, und Sie das wollen, können Sie auch Genderzeichen – unsere Empfehlung ist der Genderstern – nutzen: Geschäftsführer*in. Damit sprechen Sie explizit auch nicht binäre Personen an.
- Das neutrale Formulieren gilt auch für Qualifikationen: Nicht der Abschluss als Maschinenbauer, sondern das abgeschlossene Studium des Maschinenbaus ist erwünscht.
- Wenn Sie sich eine dominante Person wünschen, sollten Sie das natürlich auch sagen. Vielleicht lässt sich an der Formulierung feilen, sodass möglichst alle Menschen angesprochen werden: souverän, Führungskraft, fokussiert …
Noch ein Hinweis zu Bildern: Überlegen Sie, ob Sie wirklich ein Beispielbild mit Personen benötigen. Denn potenziell Interessierte können sich ausgeschlossen fühlen, wenn ihre Personengruppe nicht abgebildet ist.
Wenn Sie einen fachkundigen Rat möchten, melden Sie sich bei uns. Wir bewerten Ihre Stellenanzeigen und zeigen Ihnen, wie Sie sich noch besser positionieren können.




